Veto 47

Kaum ein Thema ist so geeignet, emotionale Diskussionen anzuheizen wie Seuchen. Das allein ist schon Grund genug, hin und wieder mal eine VETO zu diesem Thema zu machen. Mit Schweinepest und Rinderwahn gibt es unter den Seuchen ja auch durchaus Dauerbrenner zu denen immer was, und sogar Neues zu sagen ist. Ziel dieser VETO ist zum einen die nationale und EU Seuchenpolitik zu durchleuchten, Strukturen darzustellen und auf ihre Sinnhaftigkeit zu prüfen, aber auch gängige Denkmuster über die Bedeutung von Seuchen in medizinischer, ökonomischer und politischer Hinsicht aufzubrechen.

Die letzte SeuchenVETO erschien als VETO 32 1993. Seitdem sind 6 Jahre ins Land gegangen, stürzte BSE Europa weiter in den Rinderwahn, raffte die Bekämpfung der Schweinepest Millionen von Schweinen vorzeitig aus dem ohnehin nicht gerade langen Leben, wurde die Erweiterung der EU in Richtung Osten beschlossen, etablierte sich in den neuen Bundesländern eine neue Landwirtschaftsstruktur, wurden neue Impfstoffe entwickelt und alte Arzneimittel verboten, wurden neue Bekämpfungsprogramme für Erkrankungen aufgelegt und alte modifiziert: kurz, es ist viel Blut den Schlachthausgulli hinabgeflossen.

In dieser VETO finden sich zum Schwerpunkt Artikel, die sich mit der Struktur der EU-Veterinärverwaltung und ihren Rinderwahn-bedingten Veränderungen befassen, mit dem Alltag der unteren Landesbehörden, mit konkreten Seuchen (Paratuberkulose, Tollwut und Fuchsbandwurm) und mit der Rolle der Tierärztinnen und Tierärzte in der Tierproduktion. Es geht in dieser VETO also schwerpunktmäßig um die Rolle der TierärztInnen und der Politik im Seuchengeschehen, um Widersprüchliches und Kritisches, um eine Neudefinition tierärztlicher Aufgaben im Nutztierbereich. Diese Funktionsbeschreibung erfolgt für den amtlichen, aber auch für den praktischen Bereich. Daneben blickt diese VETO über die grüne Grenze in ein vorübergehend verwüstetes Schweineproduktionsgebiet und den offensiven Umgang mit der Katastrophe in den Niederlanden. Das Thema wird in dieser VETO sicher nicht abschließend behandelt, aber die VETO wird die Grundlage definieren, auf der künftig weiterdiskutiert werden kann.

Die Qualität dieser VETO darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß es strukturelle Probleme in der AGKT gibt, die sich durch die individuelle Weiterentwicklung der einzelnen AGlerInnen zusehends verschärfen. Immer mehr von uns sind fest in berufliche Strukturen eingebunden, die nur relativ wenig zeitlichen Spielraum für die AGKT-Arbeit lassen. Dies manifestiert sich in dem dauerhaften Problem der VETO-Erstellung. Mal fehlt es an Beiträgen, mal fehlen die LayouterInnen. Letzteres ist zwar schon lange ein Problem, wird aber immer nur dann ein Problem, wenn wieder derjenige, der die Hauptlast trägt, von anderen Lasten gebremst wird. Für das weitere Bestehen der Zeitung braucht es also sicherlich ein neues Konzept oder ein paar neue Leute, die Lust haben, auf diese VETO gestaltend Einfluß zu nehmen.

Inhalt der Veto 47

Redaktionelles

Inhalt & Impressum ………………………. 2

Editorial………………………………………. 3

Schwerpunkt Tierseuchen

Von der Rache der Götter
zum Handelshemmnis Tierseuchenbekämpfung unter geänderten Vorzeichen ………………………… 4

Eine langsame Seuche
Die Paratuberkulose des Rindes …………… 9

HygRL
Seuchenhygiene auf freiwilliger Basis ….. 12

Drastische Maßnahmen
Über niederländischen Pragmatismus …… 16

Gute Praxis

Das Imperium schlägt zurück
Der Tierarzt gehört mit ins Boot
Schweinefleisch integriert erzeugen ……… 17

Good veterinary practice
Gutes tun ist gar nicht schwer ……………… 21

Wer ist hier anerkannt?
Tierarzt zwischen Amt und Praxis ………… 22

Begegnungen mit dem Staat

Fleischuntersuchung unter Billigflagge
Beliehene Unternehmer und andere Merkwürdigkeiten ……………………. 24

Fortsetzungsgeschichte
Eine Woche im Veterinäramt………… 27

Die Europäische Union
Entscheidungsstrukturen im Bereich des Agrar- und Veterinärwesens …………………………….. 30

Tierschutz

Licence to kill
Über den Umgang mit „Problemtieren“ … 35

Wer hat Sachkunde?
Brief der AGKT an das Bundeslandwirtschaftsministerium zum Thema Töten durch die TierhalterIn ………………………………….. 38

Alles neu macht der Mai
Betrachtungen des im Mai 98 bekanntgemachten Tierschutzgesetzes
bezüglich Tierversuche ……………………….. 39

Gentechnik

Gene und Klone
Möglichkeiten sowie ethische Grenzen der Bio- und Gentechnologie bei Tieren ………………………………………….. 41

Gleiches gleich und Verschiedenes verschieden
Eine Antwort auf Reinhard Müller ……….. 44

Weitere Themen

Wochenende in Rappach
Protokoll vom AGKT-Treffen ……………… 45

Monsanto und die Pressefreiheit
Vom schwierigen Weg einer Zeitschrift zu den LeserInnen ………………. 47

Buchbesprechungen
Kritischer Agrarbericht / Handbuch Alp ………………………………… 48

Aus dem Netz

Hart am Wind
Tierseuchen im Internet ………………………. 49

AGKT online: Email-Adressen ………… 49

Anzeigen ……………………………………… 50

Ankündigung

AGKT-Treffen in Leipzig …………….. 51

Kontaktadressen …………………………… 52