Veto 38

Wir haben auch schon mal besser ausgesehen.

Von wegen Ende der Utopien! Kaum gehen die vielgescholtenen 90er Jahre in ihre zweite Runde, haben die Medien sich daran gemacht, einen neuen Aufbruch zu inszenieren. Und das in einem Land, das zwar immer noch und trotz allem auch unseres ist. Einem Land freilich, das damit beschäftigt zu sein scheint, seine ehedem agrarischen Nutzflächen in „Kulturbrache“, abgewickelten Fabriken in „Industriebrache“ und seine vormaligen Vorzeigeintellek­tuellen in eine völkisch-nationale Denkbrache zu entlassen. Die Revolution kehrt, hören wir sagen, zurück und ist vor allem anderen – vegan. Das Lebensgefühl der MTV-Kids, jener globalen Zapper und nach ihrem Selbstverständnis kulturellen Samples, ist clean. Blutlos und radikal zugleich. Auf Shampoo-Planet weiß jedes Kind, daß Haar, sprich performance und Outfit, wichtig, die Welt hoffnungslos zerstört und der Tod – zumindest von Artgenossen – spätestens seit „desert storm“ ein finales Medienereignis ist.

Das Lebensgefühl ist (oh sentiment!) vegan, der mystischaufgeladene Naturbegriff der 80er einem virtuell- technoiden gewichen Der objektive Widerspruch zwischen dem Mangel an „Natur“erfahrung auf der einen und der Sehnsucht nach einem harmonischen „Miteinander“ von Mensch und Umwelt auf der anderen Seite wird durch einen Rückzug in synthetische (Wahmehmungs-) Sphären offensiv aufgelöst.

Benutzerlnnnen von U-Bahnen und anderen großstädtischen Einrichtungen wissen mittlerweile, daß Milch gleich ’’Raubmord“ und Fleisch gleich „Mord“ ist. Veganische Fundis laufen mit einer ebenso kryptischen wie einprägsamen T-Shirt-Botschaft durch die Asphaltschluchten: Meat Is Shit.

Zuverlässige Umfragen auf der letzten Redaktionssitzung weisen „vegan“ als Reizwort des Wochenendes aus. Was von Fernsehen und Printmedien als „vegan revolution“ aufgeblasen wird, stellt sich beim ersten Hinsehen als Amalgam aus Fundamentalopposition und Konsumkritik dar. Was freilich erst noch zu überprüfen wäre. Die erste Runde unserer Auseinandersetzung mit dem Veganischen läuten wir deshalb auf S. 4 ein, weitere mögen folgen.

Der Zeitgeist ist auch „fit for fun”. Die Message dieser und anderer Hochglanzpostillen ist so simpel wie das ästhetizistische Body-posing ihrerModels: Gestrafftes Single-Fleisch als Garant für ein erfolgreiches Leben bis zum SanktNimmerlemstag. VETO hingegen räumt mit den modernen Gesundheitsmythen auf und empfiehlt – ganz unverkrampft anstelle eines vereinsamten Daseins als dünner Hering die fröhliche Eß- und Trinkgemeinschaft („Ich bin froh, daß ich kein Dicker bin“ auf S. 6).

Während das Europäische Parlament die Patent-Richtlinie vorerst gestoppt hat (S. 19), rückt mit der verabschiedungsfähigen Bioethik-Konvention eine biologistische Expertokratie in bedrohliche Nähe, wie auf S. 16 zu lesen ist. Und wie die Weichen für eine wie auch immer geartete Zukunft von den auserwählten Experten (seltenst -Innen) anhand der auch in kritischen Kreisen weithin akzeptierten Technikfolgenabschätzung je nach Geld und Gusto gestellt werden können, steht auf S. 26.

Schwerpunkt der kommenden VETO Nr. 39 ist das Thema „Ausbildung“, zur Anregung für sämtliche Autorinnen sei auf das Gießener Protokoll in VETO Nr. 37 verwiesen und schließlich noch darauf, daß wir durchaus nichts dagegen hätten, ein etwas dickeres Heft zu machen …

Die Redaktion

Inhalt der Veto 38

Tierschutz

Nix vom Tier – das lob‘ ich mir!
Von den Veganem 4

Lebensmittel

Ich bin froh, daß ich kein Dicker bin
Durch gesunde Ernährung zu einem langen Leben? 6

Alternative Heilmethoden

Professionelle Nadelarbeit
Bericht vom Akupunktur-Seminar II

Transport

Borchert zwischen Bonn und Brüssel
Versorgung beim int. Transport 12

Gentechnik

Die PATENTEN GENErationen
Der Mensch als Erfindung der Gentechnologie 14

Bioethik

Der Coup der Biokraten
Die Bioethikkonvention des Europarates 16

Gentechnik

Gentechnik aktuell 19

Vereine

Der alte Mann und das Schaf
Neues vom Verein „Leben mit Tieren“ 21 

Tierzucht

Spiel ohne Grenzen?
Die Tierzüchtung aus der Sicht der Physiologen 23 

Wissenschaft

Euer Fortschritt wird ein Schritt von der Menschheit fort sein
Zur Technikfolgenabschätzug 26

Berufsbild

„Ihr seid doch angestellt…“ 28

AG Interna

Freiländer – es kann nur einen geben 29

Agrartelegramm

Absurdistan

Buchbesprechung

Kühe wie Heuschrecken 
Das Imperium der Rinder 33

Ankündigungen und Anzeigen

Kontaktadressen

Veto 47

Kaum ein Thema ist so geeignet, emotionale Diskussionen anzuheizen wie Seuchen. Das allein ist schon Grund genug, hin und wieder mal eine VETO zu diesem Thema zu machen. Mit Schweinepest und Rinderwahn gibt es unter den Seuchen ja auch durchaus Dauerbrenner zu denen immer was, und sogar Neues zu sagen ist. Ziel dieser VETO ist zum einen die nationale und EU Seuchenpolitik zu durchleuchten, Strukturen darzustellen und auf ihre Sinnhaftigkeit zu prüfen, aber auch gängige Denkmuster über die Bedeutung von Seuchen in medizinischer, ökonomischer und politischer Hinsicht aufzubrechen.

Die letzte SeuchenVETO erschien als VETO 32 1993. Seitdem sind 6 Jahre ins Land gegangen, stürzte BSE Europa weiter in den Rinderwahn, raffte die Bekämpfung der Schweinepest Millionen von Schweinen vorzeitig aus dem ohnehin nicht gerade langen Leben, wurde die Erweiterung der EU in Richtung Osten beschlossen, etablierte sich in den neuen Bundesländern eine neue Landwirtschaftsstruktur, wurden neue Impfstoffe entwickelt und alte Arzneimittel verboten, wurden neue Bekämpfungsprogramme für Erkrankungen aufgelegt und alte modifiziert: kurz, es ist viel Blut den Schlachthausgulli hinabgeflossen.

In dieser VETO finden sich zum Schwerpunkt Artikel, die sich mit der Struktur der EU-Veterinärverwaltung und ihren Rinderwahn-bedingten Veränderungen befassen, mit dem Alltag der unteren Landesbehörden, mit konkreten Seuchen (Paratuberkulose, Tollwut und Fuchsbandwurm) und mit der Rolle der Tierärztinnen und Tierärzte in der Tierproduktion. Es geht in dieser VETO also schwerpunktmäßig um die Rolle der TierärztInnen und der Politik im Seuchengeschehen, um Widersprüchliches und Kritisches, um eine Neudefinition tierärztlicher Aufgaben im Nutztierbereich. Diese Funktionsbeschreibung erfolgt für den amtlichen, aber auch für den praktischen Bereich. Daneben blickt diese VETO über die grüne Grenze in ein vorübergehend verwüstetes Schweineproduktionsgebiet und den offensiven Umgang mit der Katastrophe in den Niederlanden. Das Thema wird in dieser VETO sicher nicht abschließend behandelt, aber die VETO wird die Grundlage definieren, auf der künftig weiterdiskutiert werden kann.

Die Qualität dieser VETO darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß es strukturelle Probleme in der AGKT gibt, die sich durch die individuelle Weiterentwicklung der einzelnen AGlerInnen zusehends verschärfen. Immer mehr von uns sind fest in berufliche Strukturen eingebunden, die nur relativ wenig zeitlichen Spielraum für die AGKT-Arbeit lassen. Dies manifestiert sich in dem dauerhaften Problem der VETO-Erstellung. Mal fehlt es an Beiträgen, mal fehlen die LayouterInnen. Letzteres ist zwar schon lange ein Problem, wird aber immer nur dann ein Problem, wenn wieder derjenige, der die Hauptlast trägt, von anderen Lasten gebremst wird. Für das weitere Bestehen der Zeitung braucht es also sicherlich ein neues Konzept oder ein paar neue Leute, die Lust haben, auf diese VETO gestaltend Einfluß zu nehmen.

Inhalt der Veto 47

Redaktionelles

Inhalt & Impressum ………………………. 2

Editorial………………………………………. 3

Schwerpunkt Tierseuchen

Von der Rache der Götter
zum Handelshemmnis Tierseuchenbekämpfung unter geänderten Vorzeichen ………………………… 4

Eine langsame Seuche
Die Paratuberkulose des Rindes …………… 9

HygRL
Seuchenhygiene auf freiwilliger Basis ….. 12

Drastische Maßnahmen
Über niederländischen Pragmatismus …… 16

Gute Praxis

Das Imperium schlägt zurück
Der Tierarzt gehört mit ins Boot
Schweinefleisch integriert erzeugen ……… 17

Good veterinary practice
Gutes tun ist gar nicht schwer ……………… 21

Wer ist hier anerkannt?
Tierarzt zwischen Amt und Praxis ………… 22

Begegnungen mit dem Staat

Fleischuntersuchung unter Billigflagge
Beliehene Unternehmer und andere Merkwürdigkeiten ……………………. 24

Fortsetzungsgeschichte
Eine Woche im Veterinäramt………… 27

Die Europäische Union
Entscheidungsstrukturen im Bereich des Agrar- und Veterinärwesens …………………………….. 30

Tierschutz

Licence to kill
Über den Umgang mit „Problemtieren“ … 35

Wer hat Sachkunde?
Brief der AGKT an das Bundeslandwirtschaftsministerium zum Thema Töten durch die TierhalterIn ………………………………….. 38

Alles neu macht der Mai
Betrachtungen des im Mai 98 bekanntgemachten Tierschutzgesetzes
bezüglich Tierversuche ……………………….. 39

Gentechnik

Gene und Klone
Möglichkeiten sowie ethische Grenzen der Bio- und Gentechnologie bei Tieren ………………………………………….. 41

Gleiches gleich und Verschiedenes verschieden
Eine Antwort auf Reinhard Müller ……….. 44

Weitere Themen

Wochenende in Rappach
Protokoll vom AGKT-Treffen ……………… 45

Monsanto und die Pressefreiheit
Vom schwierigen Weg einer Zeitschrift zu den LeserInnen ………………. 47

Buchbesprechungen
Kritischer Agrarbericht / Handbuch Alp ………………………………… 48

Aus dem Netz

Hart am Wind
Tierseuchen im Internet ………………………. 49

AGKT online: Email-Adressen ………… 49

Anzeigen ……………………………………… 50

Ankündigung

AGKT-Treffen in Leipzig …………….. 51

Kontaktadressen …………………………… 52

Veto 44

Mancher gibt sich viele Müh mit dem lieben Federvieh…

So auch die Autorinnen (viele), Redakteurinnen (sehr wenige) und Layouterlnnen (auch nicht mehr) dieser VETO 44. Ganz offenkundig gibt es einiges zu dem lieben Federvieh zu sagen…

Eines Teils der Eier wegen,
welche diese Vögel legen,

Wo werden wie viele Legehennen wie gehalten, warum nicht anders und wer verdient daran?

Zweitens, weil man dann und wann einen Braten essen kann.

Nicht nur von gebratenen Hähnchen ist in dieser VETO die Rede sondern auch von dem Aufsteiger der letzten Jahre, der Pute, und einem bisher noch kleinen aber aufstrebenden, weil nicht mehr flugfähigen, Zweig der Geflügelmast, der Flugente.

Was ist hier jetzt wohl zu tun.. ?.

Auch über diverse Gegenstrategien und vor allem Argumente wird in dieser Veto schwarz auf grau nachgedacht. Sei es, daß Kriterien einer artgerechten Geflügelhaltung diskutiert und Alternativen zum gängigen System vorgestellt werden. Sei es, daß über die Befreiung der Hühner aus der unverschuldeten Unmündigkeit und die juristischen Probleme damit berichtet wird.

Der Schwerpunkt Geflügelhaltung nimmt mit Unterstützung anderer Gruppen (Dt. Tierschutzbund, Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung, Menschen für Tierrechte, Beratung artgerechte Tierhaltung) über die Hälfte dieser VETO ein.

Drittens nimmt man aber auch ihre soziale Funktion….ähem.

Freundinnen der Ziervogelhaltung kommen auch nicht zu kurz. Ein Artikel über die artgerechte Haltung von Zebrafinken und einer über alternative Heilmethoden bei Psittaciden setzen sich kritisch mit den gängigen Konventionen auseinander. Der Artikel über Farbtherapie bei Psittaciden leitet auch in die Reihe Alternative Heilmethoden über, die wir in der letzten VETO begonnen haben, und wird von einem Beitrag über Akupunktur gefolgt.

Eigentlich hätte man diese VETO auch unter den Schwerpunkt Tierschutz stellen können, denn wer von Eiern spricht, kann vom Tierschutz nicht schweigen. Auch wer von enthornten Kühen (S.34) und vom Studium (S.41) spricht, kommt an diesem Thema nicht vorbei. Darüberhinaus ist die Diskussion durch die Novelle des Tierschutzgesetzes derzeit auch institutionell verankert. Auch die AGKT wurde zu dieser Novelle befragt. Die kritischen Bereiche und die Vorstellungen der AGKT dazu werden in einem Beitrag auf Seite 38 dargestellt.

Die letzten beiden Beiträge der VETO leiten zum Schwerpunkt der nächsten VETO und zum Thema des Treffens in Hannover im Herbst über:

Gentechnik – Schwerpunkt von VETO 45 und Treffen

war auf dem letzten Treffen in Berlin schon Schwerpunktthema (S. 44). Seit sich die AGKT vor zehn Jahren sehr grundsätzlich zu diesem Thema geäußert hat, ist viel passiert und nicht wenige AGKTlerlnnen arbeiten heute in Wissenschaft und Praxis mit oder auch gegen die Gentechnik. Die sehr komplexe Materie konnte in Berlin nur andiskutiert werden. Es zeigte sich, das die Heterogenität der Beschäftigungsfelder auch extrem heterogene Auffassungen über die Wünschbarkeit, Tolerierbarkeit und Ablehnung gentechnischer Methoden und Produkte hervorgebracht hat, die in Berlin zu einer ausgiebigen aber nicht eben ergiebigen Diskussion führten. Nachdem das Feld nun gesichtet ist, wird es in Hannover darum gehen, ein wenig Struktur in den Wust von Informationen und Positionen zu bringen. Es wird um die Frage gehen, ob der Begriff Gentechnik tatsächlich zu pauschal ist und eine Differenzierung beispielsweise in Diagnostik (analytische Gentechnik) und „konstruktive“ Gentechnik uns weiter bringt. Ob es Nutzen bringt, zwischen Lebewesen und ihren Produkten zu unterscheiden. Ob es Möglichkeiten gibt, Kosten/Nutzen und Risiko/Nutzen Abwägungen durchzuführen, ob diese überhaupt sinnvoll sind oder lieber grundsätzlich ethisch zu argumentieren ist (Stichwort Würde der Kreatur).

Es ist zu hoffen, daß die Diskussion in Hannover besser strukturiert sein wird als uns das in Berlin gelungen ist.

Veto forever

Es gibt noch ein paar Probleme, auf die die Redation hinweisen möchte: Zum einen sollten alle Abonnentinnen, die den Sozialpreis entrichten, Einkehr halten, ob sie sich nicht mittlerweile den vollen Preis leisten können und damit die VETO sichern helfen. Hierzu sind im Mittelteil Jubelpostkarten vorbereitet.

Zum anderen sind wir alle ein bißchen VETO und dürfen auch gern zur Redaktionssitzung kommen, um die VETO noch besser zu machen (geht das?).

In diesem Sinne, frohes Lesen…

Die Redaktion

Inhalt der Veto 44

Inhalt und Impressum
Redaktionsadressen

Editorial

Schwerpunkt Geflügel

Ei-Ei-Ei
Konventionelle und alternative Haltungssysteme für Hennen …..4

Geflügelte Zahlen
Grundsätzliche Anmerkungen zur Geflügelwirtschaft …..8

„Schnabelkürzen“
Hintergründe einer Amputation …..10

Eingesperrt und abgenutzt
Vom Leiden der Käfighühner …..13

Tierbefreiung mit Selbstanzeige
Eine ungewöhnliche Tierbefreiung und deren vorläufige Folgen …..16

Cairina moschata
Die Moschusente in der Intensivhaltung …..18

Cold Turkey
Putenmast in Deutschland …..22

Heimtiere

Anforderungen an die artgerechte Haltung
von Zebrafinken …..26

Alternative Heilmethoden

Ist alles so schön bunt hier
Ganzheitliche Vogeltherapie …..28

Gut genadelt ist halb gewonnen
Was ist Akupunktur? …..32

Tierschutz

Betreuen statt Enthomen
Enthornung von Milchkühen auch im Bioland-Betrieb? …..34

Novellierung des Tierschutzgesetzes
auch die AGKT war dabei …..38

Bewurschtsein für ein Tierleben
Kleiner Kommentar zur Tierversuchsproblematik …..41

Gen-Ethik

Do not fraternize
Kategorische Argumente gegen die Überschreitung von Artengrenzen …..42

Interna

Hermann, Dolly und Kartoffeln
Protokoll des AGKT-Treffens in Berlin …..44

Anzeigen …..45

Kontaktadressen …..47

Ankündigung

AGKT-Treffen in Hannover ….48

Veto 42

42 – die Antwort auf alle Fragen

Im Vorfeld der diesjährigen Gießener Herbstagung der AGKT – inzwischen eine fest etablierte Veranstaltung, diesmal zum Thema Leistung und Gesundheit – recherchierten unsere profiliertesten Ressorleiterlnnen zu den Themen AGKT/GÖT/IGN/TVT, BSE und BSI, EHEC und TKBA, PSE, NC und BAFÖG, wenn auch nicht in dieser Reihenfolge.

In dieser VETO also schwerpunktmäßig wieder moderne Zeiten: der Teufel der Intensivproduktion landwirtschaftlicher Nutztiere (vormals kurz, prägnant und falsch: Massentierhaltung) steckt im Detail, so daß Lösungsvorschlägen zwar ohne große Entwürfe und Phantasie wohl nicht auskommen, ein Mindestmaß an Sachkenntnis aber durchaus hilfreich sein kann. Wir laden ein, die VETO auf diesen Nutzwert hin zu überprüfen.

Andererseits habe ich mir gerade im ersten öffentlich-rechtlichen das Magazin „Report” angeguckt, aus Baden-Baden oder war es doch aus München, jedenfalls hatte der Herr, der die Beiträge ankündigt, einen Schnautzer. Aber ich weiß natürlich nicht, ob uns das jetzt weiterhilft, bin also nun mal wieder verwirrt, weil da zwei Beiträge gezeigt wurden, die auch irgendwie mit unserer Arbeit zu tun hatten, und eigentlich wollte ich doch schreiben, wie wichtig das ist, daß es die VETO gibt, aber nach so einem Magazin frage ich mich mal wieder, ob es nicht doch vernünftiger wäre, nur ein einziges Exemplar jeder VETO zu erstellen, um das dann an die Sendung mit der Maus zu schicken.

Weil sie in dem Magazin nämlich erstens berichtet haben, daß es eine Salmonelle gibt, die typhimurium heißt, und die sei jetzt in einer tückischen Art und Weise mehrfach resistent geworden und gefährlich. Und zweitens haben sie noch einen Bauern gezeigt, dem Haus und Hof wegversteigert worden sind, und Schuld hatte in seinem Fall direkt der gesunkene Milchpreis und indirekt die EU in Brüssel.

Wer aber trotzdem immer noch lesen will, wird auch in dieser Veto Beiträge von Menschen finden, die sich hauptberuflich mit Tiermedizin beschäftigen, was sie aber weder dazu verleitet, zu schweigen, noch ihr Heil in anderen, prestigeträchtigeren Publikationen zu suchen.

i. A. des Lay-Outs Norbert Roers

Inhalt der Veto 42

Inhalt und Impressum Redaktionsadressen ….2

Editorial….3

all around

Häc Mäc um EHEC
zur Versachlichung der Diskussion um eine Zoonose….4

Tierkörperbeseitigung nach BSE ….7

Quälende Masken
wie sich Verluste und Quälitätseinbußen in der Schweinemast rechnen…. 11

Tierschutz

Neues von der Straße
Tiertransporte- Gesetzeslage – Ausblick….13

Tierschutz bei Schlachttieren
Aus für das BSI?….16

Gentechnik

Vom Waren-Wert der Tiere
das Tier im Patentrecht ….19

Kleine Chronik des Koordinationsbüros
“ Kein Patent auf Leben“ 1992-1993 …..22

Gentechnik und Landwirtschaft
Try and error – ein aktueller Überblick….23

Heimtiere

Anforderungen an die tiergerechte Haltung der Europäischen Landschildkröte ….25

Berufspolitik

Das Boot ist voll
Ausweg aus der Krise des Berufsstaaandes….27

AGKT intern und extern

AGKT 1996 statt EXPO 2000
Protokoll des AGKT Treffens in Hannover
Presseerklärung zur Zulassungsbeschränkung
Brief zum Umbau des Lehr- und Forschungsgutes „Ruthe“ ….31

Cooperation und Co-Evolution
AGKT – GÖT – IGN – TVT need to gather
Mikroorganismen und Immunsystem – die Co-Evolution geht weiter ….35

Anzeigen ….37

Kontaktadressen ….39

Ankündigung

AGKT Treffen in Gießen ….40

Veto 39

Wissen um das Wesentliche

Diese VETO hat den Schwerpunkt Ausbildung – Anforderungen an das Studium der Tiermedizin. Zur Zeit des letzten AGKT-Gesamttreffens in Berlin war die Sache mit der TAppO-Reform eigentlich schon gegessen, die uns in der Vergangenheit mehrfach in der VETO beschäftigt hat. Nach knapp 7 Jahren Studienreform ist das Ergebnis bescheiden. Eine Reform, die den Namen nicht verdient, die die Grundübel des Tiermedizinstudiums weiter fortschreibt und durch einige kosmetische und viele administrative Änderungen den Eindruck von Veränderung zu erwecken sucht. Die neue TAppO ist und bleibt ein Desaster, weil sie die Grundübel des Studiums – Mangel an Zeit, Druck statt Motivation, Zerfaserung statt Koordination – nicht behebt. Zwei der drei in dieser Ausgabe diesem Thema gewidmeten Artikel sind für den Tag danach geschrieben. Es werden dem in den Brunnen gefallenen Kind Schwimmflügel hinterhergeworfen, um es vielleicht über die Zeit zu retten. Sie versuchen, die in der TAppO-Neufassung vorgesehenen Querschnittsfächer mit Inhalt zu füllen. Die in der Vergangenheit gegen diesen und ähnliche Entwürfe vorgebrachte grundsätzliche Kritik (TAppO-Tango, Veto Nr. 37 „Steter Stein des Anstoßes?“) ist damit nicht vom Tisch. Unsere Forderungen nach ersatzloser Reduzierung der Pflichtstundenzahl auf 70 % des derzeitigen Wertes, unsere Ablehnung von sogenannten Schnellschußprüfungen und unsere Forderungen nach einer besseren Koordination der Lehre wurden im vorliegenden Entwurfnoch nicht durchgesetzt.

Grundsätzliche Kritik am Studium der Tiermedizin ist Thema im dritten Artikel, die größten Defizite der tierärztlichen Ausbildung liegen nicht im Praxis-, sondern im Theoriebereich.

Ein zweiter Block von Artikeln befaßt sich mit dem Thema Landwirtschaft und Ökologie. Ergebnisse der Enquete-Kommission des Bundesttages „Schutz der Erdatmosphäre“ und einer amerikanischen Studie über das Ausmaß der Bodenerosion auf landwirtschaftlichen Nutzflächen werden referiert. Ein Artikel über Gentechnik als Reparaturtechnologie rundet diesen Block ab.

Haltung und Transport von Tieren ist Gegenstand weiterer Artikel. Anforderungen an die artgerechte Haltung von Ratten werden skizziert und zur Diskussion gestellt. Er eröffnet damit einen losen Reigen von Artikeln zur artgemäßen Haltung von Heimtieren, der in den nächsten VETOs fortgesetzt werden soll. Der zweite Beitrag referiert die Ergebnisse eines Seminars über die Haltung von Pferden (s.a. VETO 37) und der dritte den EU-Kompromiß über Tiertransporte. Mit der Praxis der Durchsetzung artgerechter Tierhaltung im universitären Bereich befaßt sich der Bericht der „Ruthe AG“ der TiHo Hannover.

Im Hinblick auf das Thema der nächsten VETO (Agrarpolitik) und die „Grüne Woche“ in Berlin im Januar 1996 sind zwei Artikel zu lesen, die unterschiedliche Vorstellungen über die Stoßrichtung einer AGKT-Arbeit zur Agrarpolitik umreißen. Ist Agrarpolitik ein besonderes Politikfeld, in dem das Primat des Politischen gilt, oder ist die Entwicklung in der Landwirtschaft als fester Bestand gesamtgesellschaftlicher Bedingungen in erster Linie den Gesetzen der Marktwirtschaft (etwas altmodisch auch Kapitalismus genannt) unterworfen? Die hier angerissene Diskussion soll auf dem Treffen in Emmerich im November (siehe Rückseite der VETO) fortgefiihrt imd um die Frage der Bedeutung des Rechtes in dieser Entwicklung erweitert werden, um dann in der nächsten VETO und auf der Grünen Woche eine erste, sicherlich vorläufige Position an die Öffentlichkeit tragen zu können.

Rundbrief

Es gibt ihn noch. Er wird mehr oder weniger regelmäßig verschickt und enthält Informationen aus und für die AGKT. Wer ihn zugesandt bekommen möchte muß regelmäßig 20,- DM pro Jahr bezahlen (besser noch eine Einzugsermächtigung erteilen, Konto siehe Impressum). Die Koordination hat seit dem Treffen im Mai Christiane Schmahl (Adresse s. Impressum) übernommen. Wichtig für ihre Arbeit ist natürlich, daß sie die zu verbreitenden Informationen auch erhält.

Agrarpolitik, Ost/West – die nächsten Themen

Wie auf dem Berliner Treffen im Mai besprochen und im Editorial angerissen, soll es in der nächsten VETO um Agrarpolitik gehen. Was und wer bewegt die Agrarpolitik wohin – und wohin würden wir sie gern bewegen. Ziel ist, die Diskussion über das „ein bißchen sozialer, ein bißchen ökologischer, ein bißchen netter“ hinauszutreiben, da diese Wünsche zwar nicht falsch, aber auch nicht eben konkret sind (und so war das doch mit der Wahrheit, konkret soll sie sein) und deshalb so trügerisch konsensfähig sind. Die gesellschaftliche Funktion der Landwirtschaft, die weit über die Bereitstellung von Nahrungsmitteln hinausreicht, ist zu analysieren ohne sie zu mystifizieren. Es wird darauf ankommen, Alternativen jenseits von Demeter-Müsli für alle zu formulieren.

Das Thema Ost/West beleuchtet diese Fragen aus einem anderen Blickwinkel, denn es bestehen nicht zuletzt in der Landwirtschaft erhebliche strukturelle Unterschiede zwischen den Resten der beiden deutschen Staaten, deren einer sich die Zukunft der bäuerlichen Familienbetriebe auf die Fahnen geschrieben hatte, während der andere sich kurzerhand als Arbeiter- und Bauernstaat verstand. Wie es um die beiden Landwirtschaften 6 Jahre nach der staatlichen Ver- einnahmung bestellt ist, soll ein Thema der VETO 41 sein. Auch die Frage, welche Rolle Tierärztinnen in diesen Landwirtschaften und in diesen Gesellschaften spielen, ist eine für uns nicht unwichtige Frage. Und: Warum gibt es an der Uni Leipzig noch keine AGKT-Gruppe und in München keine mehr?

Die Redaktion

Inhalt der Veto 39

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Inhalt. Impressum Redaktionsadressen….2

Editorial

Ausbildung / TAppO

Alles Neu macht die TAppO ….4

TAppO konkret ….5

Wi(e)der die praktische Notwendigkeit….8

Ökologie

Some like it hot
Landwirtschaft als Treibhausgenerator ….11

Gentechnik

Brent Spar – Echt Tierisch

Landwirtschaft

Tschüß und weg….17

Absurdistan

Did you ever wake up with that bullfrog on your mind?….19

Angst vor dem Menotoxin unbegründet? ….19

Heimtierhaltung

Anforderungen an die tiergerechte Haltung von Heimtieren
Anforderungen an die tiergerechtc Haltung von Ratten….20

Tierschutz

Gibt es jetzt die 8-Stunden-Begrenzung oder nicht? Zur neuen EU-Transportentscheidung….23

Hochschulpolitik

Von konventioneller Haltung zum alternativen Geflügelzentrum
Lehr- und Forschungsgut Ruthe der TiHo Hannover ….25

Standespolitik

Das „Problem“ Tierärztinnen
Nachrichten vom 20. Deutschen Tierärztetag
21.-23. Juni 1995 in Braunlage ….28

Frischer Wind….29

AG Interna

Berlin – klein aber fein
…Protokoll vom AGKT-Trcffen in Berlin….30

 Zebet
Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zu Tierversuchen ….33

Leserbrief

Nachruf auf das AGKT-Treffen in Berlin ….33

Pferdehaltung / – verhalten

Fury’s neue Welt
Beiträge zur tiergerechten Pferdehaltung und -nutzung….34

EU. und Agrarpolitik

AGKT – Landwirtschaft – Grüne Woche….37

Leistungsgeförderte Überschüsse….37

Es gibt keinen Ersatz für gute Butter außer gute Butter….38

Buchbesprechung

Der Mensch und seine Haustiere….40

It’s money that I love – „Käufliche Wissenschaft“….41

Termine….42

Ankündigungen und Anzeigen….43

Kontaktadressen….47

Veto 41

Des Wahnsinns fette Beute

…sind wir nicht geworden. Nach 10 Jahren Rinderwahnsinn befällt die Öffentlichkeit plötzlich eine von John Major zu Recht als irrational bezeichnete Panik, die Märkte brechen ein, Vegetarierinnen reiben sich die Hände, die Presse freut sich über steigende Auflagen und die Erzeuger von anderen Nahrungsmitteln sehen einen warmen Geldregen auf sich herabprasseln. Die Politik zeigt Führungsstärke. Endlich können sie sich mal beweisen. Den betroffenen Landwirten Großmut, der Öffentlichkeit Entschlußkraft und Handlungsstärke.

Was ist denn eigentlich passiert? Es sind 10 Leute an einer Krankheit gestorben, deren Zusammenhang mit der Bovinen Spongiformen Enzephalopathie von den Wissenschaftlerinnen nicht mit Sicherheit auszuschließen ist. Das ist keineswegs neu. Gleich zu Beginn der Wahnsinnswelle wurden diese Möglichkeit eines Zusammenhangs von Wissenschaftlerinnen diskutiert. Es hieß, für diesen Zusammenhang beständen keine Hinweise. Wer anderes behauptete, vielleicht gar darauf verwies, daß der unbekannte Erreger schon andere Artbarrieren übersprungen hatte (Vom Schaf zum Rind, von da zumindest zu Katz und Maus), so daß der Sprung zum Menschen zumindest möglich sei, galt den Briten als Feind und Panikmacher.

Das Problem ist kein vorrangig medizinisches, sondern eins von Wissenschaft, Glaube und Sicherheitsphilosophie. Wissenschaftlich mag es sinnvoll sein, so lange von keinem Zusammenhang auszugehen, wie er nicht auch nachgewiesen ist. Ökonomisch schien es zumindest kurz- und mittelfristig attraktiv. Als Sicherheitsphilosophie taugt die Einstellung allemal nicht Und das nicht erst seit März 1996. Die EU hat jahrelang die Ökonomie vor die Vorsicht gestellt, jetzt zahlen ihre Landwirtinnen die Zeche.

Und da es inhaltlich wenig Neues zur BSE zu berichten gibt, findet sich in dieser VETO auch kein Artikel dazu. Sie hat den Schwerpunkt Ost/West und führt außerdem die Landwirtschaftsdiskussion weiter. Es geht um die Entwicklung der Landwirtschaft vor und nach der Wende, um Tierkonzentrationen und Arbeitslosigkeit, um Strukturwandel und Tiergesundheit. Die Situation der Tierärztinnen in der DDR ist Thema eines weiteren Artikels zum Schwerpunkt.

Ganz kommen wir um die Unbedenklichkeit von Lebensmitteln aber nicht drumherum. So wird in deutschen Landen weiterhin Chloramphenicol bei Nutztieren eingesetzt, obwohl dies aus Gründen des Verbraucherschutzes seit gut 1 1/2 Jahren verboten ist und die Hormonmafia drängt mit Macht auf die Zulassung von Steroidhormonen als Masthilfsmittel. Ein gescheiterter Versuch einer allgemeinen Hygienerichtlinie für Lebensmittel be- und verarbeitende Betriebe ist ein Leckerbissen für abenteuerlustige Verbraucherinnen.

Artikel zur artgerechten Haltung von Wellensittichen, zur TAppO, zum Internet und Buchbesprechungen runden die VETO 41 über die Zahl hinaus ab.

Die Redaktion

Inhalt der Veto 41

Inhalt, Impressum Redaktionsadressen ….2

Editorial….3

Ost / West

Die Mauer in den Köpfen 
.„.-ein subjektiver Beitrag zum Schwerpunktthema Ost / West….4

Zur Bewertung von Großbeständen in der ostdeutschen Viehwirtschaft ….

5 years after – Landwirtschaft in Ost und West ….

Leserbrief zum Beitrag: „Come together – Milchviehhaltung in Deutschland“ (Veto 40) ….12

Frauen und Tiermedizin – in der DDR war’s anders !? ….13

Agrarpolitik

Die Postmoderne entläßt ihre Kinder 
Entgegnung zum „Quo vadis Landwirtschaft“ Artikel (Veto 40)….15 

Lebensmittel

Lebensmittelhygiene – grenzenlos und unverbindlich ….17

Gegen die Freigabe von Hormonen in der Tiermast 
Pressemitteilung ….18

Tierschutz

Der Hund – zu schützendes Tier des Jahres 1996 ….19 

Pharma

Rezeptfrei Staunen mit Chloramphenicol ….20 

Tierzucht

Pressemitteilung zur internationalen Tagung: Tierzucht und Ethik in der Landwirtschaft – Probleme, Analysen, Perspektiven 23

Buchbesprechung

Tiertransporte – einmal konstruktiv ….23 

TAppO

Geschichte der Tierärztlichen Approbationsordnung ….24 

Heimtiere

Anforderungen an die tiergerechte Haltung von Wellensittichen (Melopsittacus undulatus) ….26 

Praxis Beratung

Ein Stern am Horizont vereinsamter Großtierpraktiker- Der Internetanschluß….28

Buchbesprechung

„Vorsorgendes Wirtschaften’….30

Ankündigung

12. Tagung zur Ökologischen Tierhaltung….32

Anzeigen ….33

Kontaktadressen….35

Ankündigung

AGKT Treffen in Hannover….36

Veto 45

Bitte ein Bit!

Diese Veto hat lange gebraucht von der Redaktionskonferenz bis zur Realisierung. Das hat im Wesentlichen zwei Gründe: Erstens sind zwei Layouterinnen nicht eben viel und zweitens haben wir technisch den großen Sprung nach vorn gewagt und uns von „Fixogum“ und Layoutbögen verabschiedet. Bits und Bites bestimmen das Gesicht dieser Veto. Sprung nach vorn ist dabei stark euphemistisch ausgedrückt. Es war mehr ein Stolpern über diverse Hürden aus Hard- und Software. Wir haben uns zwischendurch mit einem Soziologen verglichen, der eine Katze kastriert. Wenn man’s kann, ist es ganz einfach, aber wenn man nicht mal, weiß was Eierstöcke sind?

Wie dem auch sein, jetzt ist diese VETO, immerhin die 45ste (wer hätte das am Anfang gedacht), fertig. Eigentlich ständen den Layouterinnen die Bahhamas zu. Stattdessen ist Anfang März die nächste Redaktionssitzung und was danach kommt, wissen wir ja…

Schwerpunkt Gentechnik

Diese Veto hat den Schwerpunkt Gentechnik. Das Treffen in Hannover (s. Protokoll) war das zweite in Folge zu diesem Thema. Nach der sehr breiten, wenig zielgerichteten Diskussion in Berlin sollten Erika Feyerabend und Christoph Then auf dem Treffen durch Vorträge Akzente setzen und die Diskussion inhaltlich voranbringen. Was sie zu sagen hatten, ist hier zu lesen. Daneben auch das, was andere AGlerInnen zum Thema meinten. Die Diskussion dazu wird nicht so schnell abgeschlossen sein.

Neben den 5 Beiträgen zum Schwerpunkt enthält diese Veto eine Fülle von Beiträgen zu verschiedenen Themen, die meist in vorangegangenen Vetos schon angeklungen sind, oder aber auf die nächsten VETOs verweisen. Zwei Artikel befassen sich erneut mit der Nutzgefügelhaltung. Carola Taubert und Andrea Sattler sehen sich die konventionelle Putenhaltung unter dem Tierschutzgesichtspunkt an und stellen fest, daß nicht nur die Haltung sondern auch die Putenzucht selbst tierschutzrelevant ist. Eines ohne das andere zu verändern bringt kaum Vorteile. Andreas Briese stellt die Richtlinien des Landes Niedersachsen zur Hühnerhaltung dar, die er bei allen Kompromissen für einen großen Fortschritt hält.

Mit offizieller Seuchenpolitik befassen sich ebenfalls zwei Beiträge. Die Absurdität der BSE-Politik zeigt Wolfram Schön auf. Daneben dokumentieren wir eine Stellungnahme der Gesellschaft für ökologische Tierhaltung zur neuen Schweinehygiene Verordnung.
Die Reihe über Alternative Heilmethoden wird mit Beiträgen über ausleitende Methoden und die Bach-Blütentherapie fortgesetzt.

Einen Vorgeschmack auf die übernächste VETO (Nr. 47) bietet der Beitrag von Matthias Link über vermeintliche Therapienotstände in der Nutztiermedizin und ihre Ursachen. Mit der abschließenden Umsetzung des Arzneimittelgesetzes kommt hier eine erhebliche Bewegung in die Debatte. Es wird versuchtdenVerbraucherInnenschutzgegendieArzneimittel- sicherheit auszuspielen.

Veto pleite?

Die finanzielle Situation der VETO hat sich weiter zuge- spitzt. So kann es nicht mehr länger weitergehen. Auf dem letzten AG-Treffen konnte das Ende der VETO nur durch eine eilige Spendenaktion verhindert werden. Die Einnahmen aus dem Verkauf decken die Druckkosten nicht mehr. Es ist also nicht klar, ob diese VETO nicht vielleicht die letzte ist. Die VETO braucht GELD und LESERINNEN (das sie auch Autorinnen und Layouterinnen braucht steht auf einem an- deren Blatt). Um zu erkunden, was an der VETO nicht gefällt liegt dieser VETO ein Fragebogen zu Form und Inhalt der VETO bei. Wir hoffen dabei auf jede Menge konstruktive Kritik. Schreibt uns, was Euch gefällt und was nicht. Wichtiger noch, erzählt den anderen, was Euch gefällt, damit auch sie in den Genuß der VETO kommen. Es gibt viele Möglichkeiten den Bestand der VETO zu sichern. Lieber als Spenden, die natürlich auch willkommen sind, sind uns Geschenk-Abos die vielleicht noch weitere LeserInnen für die VETO begeistern können. Im Mittelteil befinden sich Karten auf denen solche Abos bestellt werden können. Auch für Ratschläge ist die Redaktion jederzeit offen. Wir meinen, daß es für die VETO keinen Ersatz im tierärztlichen und landwirtschaftlichen Spektrum gibt.

Schwerpunkt der nächsten VETO (Nr. 46 so es sie noch geben wird): Pferde

Seit der letzten „Pferde-VETO“ sind über drei Jahre vergangen und es ist an der Zeit, die Debatte zur Pferdezucht, -Nutzung und Haltung wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Beiträge zum Thema, aber auch zu anderen aktuellen oder chronisch kritischen Themen sind herzlich willkommen.

die Redaktion

Inhaltsverzeichnis der Veto Nr. 45

Redaktionelles

Inhalt & Impressum….2

Editorial….3

Schwerpunkt: Gentechnik 

Das molekulare Monopoly
Karriere, Geld und Genforschung….4

Ge(n)hirnwäsche
Von der Gentechnologie zum Life-Industry-Komplex….7

Genmanipulierte Nahrungsmittel
Vom Acker auf den Tisch….10

brave new world
oder die Rettung der deutschen Hauskatze….14

NEIN zur Gentechnologie
Plädoyer für die Beibehaltung der bisherigen AGKT-Position….16

Tierseuchen

Tierkörperbeseitigung nach BSE
Die unendliche Geschichte geht weiter….19

Pharma

Therapienotstand in der Veterinärmedizin
Warum Arzneimittel vom Markt verschwinden….21

Alternative Heilmethoden

Ausgelitten Dank Ausleitung
Über ausleitende Methoden….25

Mit Blumen heilen
Bach-Blütentherapie in der Tiermedizin….27

Geflügel / Tierschutz

Put, Put Putenhaltung
Gesunde Puten tiergerecht halten….29

Am Boden, aber frei
Nds. Empfehlungen für die Boden und Freilandhaltung von Legehennen….31

Weitere Themen

Buchbesprechung

Hühner für alle!
„Ökologische Geflügelhaltung….34

Dokumentation

Strukturwandel und Pestbekämpfung
GÖT eV. zum Entwurf zur Schweinehygieneverordnung….35

Tierschutz ins Grundgesetz
Handbuch zum Tierschutz erschienen….37

die anderen

Forum Wissenschaft
Die Zeitschrift des BdWi….38

Interna

Umwertung des Lebens
Protokoll des AGKT-Treffens in Hannover im November 1997….39

Ankündigungen….41

Anzeigen….42

Kontaktadressen….43

Veto 46

Arzneimittelrecht und Irrsinn

Eigentlich sollten wir zufrieden sein. Alle Welt schreibt jetzt von Resistenzen, Arzneimittelmißbrauch, Rückstandsproblematiken und vielen anderen Stichworten mehr, mit denen wir uns seit Jahren beschäftigen, wie eine unendliche Geschichte von Artikeln in der VETO belegt (incl. Pharma-Sonderheft von 1985!). Neu ist die Problematik mitnichten, gehörte die Novellierung des Arzneimittelrechts doch schon vor 8 Jahren zum Standard der AVO Vorlesungen im Studium.

Die mittlerweile recht zügige Umsetzung dieser arzneimittelrechtlichen Bestimmungen, die schon ein paar Jahre alt sind, hat die Tierärzteschaft und die Öffentlichkeit in einige Verwirrung gestürzt. Therapienotstand schreien die einen – und meinen damit die erzwungene Abkehr von gewohnten Pfaden. Ein Verbot der Antibiotika in der Tiermast fordern andere, zuletzt die Agrarminister der Länder in Jena (wie die taz am 18.09.98 unter Berufung auf Bärbel Höhn, Ministerin für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen berichtete). Anlaß war der Tod einer Frau in Dänemark, die sich mit multiresistenten Salmonellen infiziert hatte. Solche Vorkommnisse wurden allerdings auch schon 1984 im New England Journal of Medicine berichtet.

„Rettet die armen Pferde“ fordert der Spiegel. Pferde sind lebensmittelliefernde Tiere, neben anderen gesellschaftlichen Funktionen als Statussymbol, Spielzeug, Sportgerät etc. Mithin greifen alle gesetzlichen Regelungen, die für die skandalträchtigen „Nutztiere“ – Schweinemastfabriken, Hormonkälber, Hühner-KZs, Puten als wandelnde Apotheken – gelten, auch bei ihnen. Und das ist schade, weil Pferde doch so schrecklich viel empfindsamer sind als Schweine. Es gibt in der Öffentlichkeit derzeit viele klare Forderungen nach klaren Regelungen, nur daß diese sich leider widersprechen.

Diese VETO ist der Versuch, ein wenig Licht ins Dunkel der widerstreitenden Ansprüche zu bringen. Damit ist sie einerseits bestrebt, scheinbar eindeutige Notwendigkeiten ihrer Eindeutigkeit zu berauben, andererseits versucht sie primär unüberbrückbare Gegensätze zu überbrücken – und nicht zu untertunneln wie es seit Jahren gängige Praxis ist. Die VETO kann dabei auf eine lange Geschichte der Aufklärungsversuche verweisen, die zeigen, daß die Problematik nicht neu ist und daß es auch jenseits romantischer „Heile Welt Szenarien“ durchaus Optionen für eine andere rationalere Tierhaltung und eine rationalere Arzneimitteltherapie gibt. Nur sind diese natürlich etwas schwieriger zu vermitteln als eindeutige Verbotsforderungen.

Wer über Arzneimitteleinsatz – rationalen, mißbräuchlichen und überflüssigen – diskutieren möchte, darf von verschiedenen anderen Dingen nicht schweigen. Von der Tierhaltung, von der Struktur der Landwirtschaft, von ökonomischen Zwängen, denen LandwirtInnen, TierärztInnen und die lebensmittelverarbeitende Industrie sich ausgesetzt sehen, vom Tierschutz, von zweierlei Maß bei Tieren, die als Lebensmittel dienen einerseits und solchen die zum Spaß oder als Sozialpartner gehalten werden andererseits. Nicht zuletzt von der Wechselwirkung zwischen humanmedizinischen Problemen und tiermedizinischen Problemen und wohl noch von vielem anderen mehr. Es sind diese Rahmenbedingungen, über die zu diskutieren ist. Die isolierte Diskussion über Buscopan compositum® bei der Kolik des Pferdes lenkt mehr vom Thema ab, als daß sie zu seiner Klärung beiträgt. Auch wenn das natürlich die Frage ist, an der sich die Gemüter erhitzen.

Der Segen der derzeitigen Probleme ist, daß sie offenkundig werden. Wenn Sportärzte bei Pferden feststellen, daß sie selbstredend bei ihren gängigen Therapien immer mit einem Bein im Gefängnis stehen, sollte uns das schon zu denken geben. Ist doch der Pferdesektor in den letzten Jahren, außer vielleicht im Rahmen von Tiertransporten, nie als skandalträchtig in Erscheinung getreten. Über die Auswirkungen der nun in Kraft getretenen Regelungen für die Pferdemedizin berichtet Viola Hebeler auf Seite18.

Was liegt näher als von der Überregulierung zu sprechen, von der Regelungswut der Eurokraten, von überzogenem Verbraucherschutz, der die Therapie kranker Tiere unmöglich mache. Matthias Link hat schon in der letzten VETO (VETO 45, S. 19) darauf hingewiesen, daß viele Arzneimittel nicht vom Markt verschwinden, weil sie gesundheitliche Risiken bergen, sondern weil es ökonomisch für die Hersteller dieser Arzneimittel keinen Sinn macht, diesen eine neue Zulassung zu verschaffen. Die Kosten dieses Zulassungsverfahrens trüge nach geltendem Recht

einer, den Nutzen hätten aber alle anderen auch. Da läßt sich wohlfeil auf die böse gewinnsüchtige Industrie schimpfen, aber das ist ihre Funktion in dieser Gesellschaft.

Aber nicht nur bei der Nachzulassung von Arzneimitteln spielen ökonomische Zwänge eine erhebliche Rolle, auch beim Einsatz zugelassener Arzneimittel. Damit sich nämlich die Investitionen für die Zulassung so richtig lohnen, muß das Arzneimittel nach der Zulassung auch im großen Stil eingesetzt werden. So wird das neue, zunächst hochwirksame Antibiotikum gegen alles und jedes propagiert und ist im konkreten Fall auch immer eine gute Wahl, denn mit Kanonen kann man in Spatzenschwärmen Verheerungen anrichten. Dummerweise steigt aber mit dem massiven Einsatz – auch nach erfolgtem Antibiogramm – das Risiko der Resistenzausbildung bei den Erregern, selbst im hypothetischen Fall eines lege artis Einsatzes. Damit wird das Antibiotikum dann irgendwann nicht mehr das Mittel der Wahl sein. Im günstigen Fall fällt dies mit dem Ablauf des Patentschutzes zusammen.

Ob die neuen Regelungen zu einem Strukturwandel im Tierarzneimittelsektor führen werden, bleibt abzuwarten. Mitleid mit den „kleinen“, die den Markt mit preisgünstigen Generika erfreuen, ist kaum geboten, hinderte sie doch niemand daran, ihrerseits als Zusammenschluß die Nachzulassung dieser Stoffe zu betreiben.

Rationale Arzneimitteltherapie

Rationale Arzneimitteltherapie heißt nicht nur, immer brav einen Resistenztest zu machen, wenn Antibiotika eingesetzt werden und immer brav lange genug mit ausreichender Dosierung zu behandeln, um der Ausbildung von Resistenzen entgegenzuwirken. Allein das scheint nicht unerhebliche Anteile der Tierärzteschaft schon zu überfordern. Einzig die nicht betroffene Gruppe der Veterinäre im öffentlichen Dienst hat mit der konsequenten Durchsetzung dieser Regel keine Probleme.

Rationale Arzneimitteltherapie heißt darüber hinaus ständige Suche nach Alternativen, eine stärkere Betonung des Zusammenspiels von Erreger, Wirt und Umwelt. Ob man dies nun die „Einbeziehung epidemiologischer Aspekte“, „systemisches Denken“ oder den „ganzheitlichen Ansatz“ nennt, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Diese Suche nach Alternativen darf nicht am Hoftor haltmachen, sondern betrifft klar auch den Handel von Tieren und die regionale Struktur der Produktion. Da tun sich dann die Öffentlichen schon etwas schwerer, während die meisten Praktiker völlig kapitulieren, weil sie das vermeintlich nichts angeht.

Rationale Arzneimitteltherapie heißt darüberhinaus, ständig das Wechselspiel zwischen veterinär- und humanmedizinischen Belangen im Auge zu haben. Wer Antibiotika, die in der Humanmedizin als Reserveantibiotika gehandelt werden, für die orale Verabreichung an Nutztiere zuläßt, mag sich gesetzestreu verhalten, zeigt aber, daß er von Public health gerade mal weiß, wie man’s schreibt.

Wer die Lösung in der Entwicklung immer neuer Antibiotika für den Einsatz bei Tieren sucht, läßt sich auf einen sicherlich lukrativen Wettlauf ein, der im Falle der Humanmedizin auch sinnvoll erscheint. Im Falle der Veterinärmedizin stellt dies indirekt den Versuch dar, den humanmedizinischen Läufern entweder ein Bein zu stellen bin schon da, sagt die Resistenz – oder aber sie zu immer schnellerem Tempo anzuspornen.

Die Forderung nach Deregulierung und Markt geht dabei völlig an der Problematik vorbei. Das Problem ist nicht eine Überregulierung des Arzneimittel- und Veterinärwesens sondern eine nicht an die Notwendigkeiten angepaßte. Das Problem sind nicht selten auch Vollzugsdefizite bestehender Regelungen, die nicht nur einer Kumpanei zwischen Veterinärbehörden und Agrobusiness geschuldet sind. Der Staat darf sich hier nicht aus seiner Verantwortung für öffentliche Gesundheitsbelange und auch die Struktur der Landwirtschaft und Tierhaltung stehlen, sondern muß diese offensiv wahrnehmen, wie dies z.B. in den Niederlanden nach dem letzten Schweinepestzug geschehen ist. Die Struktur der Veterinärverwaltung muß auf ihre Effektivität und Rationalität geprüft werden. Internationale Tiertransporte lassen sich auf Kreisebene schwerlich effektiv kontrollieren.

Die Probleme sind vielschichtig und nicht unkompliziert, damit natürlich wenig medientauglich. Immerhin sickert langsam durch, daß es nicht nur der illegale Einsatz von Arzneimitteln ist, der ein Problem darstellt, sondern auch der ganz legale. Risikofrei ist auch der lege artis Einsatz von Arzneimitteln nicht. Allerdings ist dieser Satz weder als Begründung für ein völliges Verbot des Arzneimitteleinsatzes in der Tierhaltung zu verstehen noch als eine Legitimation für „Weiter so, Europa“. Es kommt darauf an, die widerstrebenden Interessen offenzulegen und dann zu entscheiden, welche den Vorrang haben. Daß das Ergebnis dieses Diskurses auch eine Machtfrage ist und nie abschließend entschieden werden kann, liegt in der Natur der Sache. Wenn aber schon mal öffentlich über die entscheidenden Fragen diskutiert würde und tierärztliches „weiter so“ durch ein wenig mehr Kompetenz ersetzt, wäre das ein Fortschritt, der derzeit noch schwer vorstellbar erscheint.

Diese VETO soll uns auf diesem Weg ein Stück weiterführen.

Die Redaktion

Inhaltsverzeichnis der Veto Nr. 46  

Inhalt & Impressum ………………………….. 2

Editorial ………………………………………… 3 

Schwerpunkt Arzneimittel

Wieso, weshalb, warum
Arzneimittelrechtliche Ursachen und Nebenwirkungen…………………………… 5 

Antibiotikaresistenz, die basics
Mechanismen der Resistenzbildung ………… 11 

Antibiotikaresistenzen
Neues zu einem alten Thema ……………….. 13 

Coli-Mastitis und Antibiotika,
eine komplizierte Beziehung ………………… 16 

Chips und Pferde
Konsequenzen der Anwendungsverbote in der Pferdepraxis ……………………………. 18 

Schutz des Verbrauchers durch Lebensmittelüberwachung
Much more work has to be done in this field ……………………………………. 21 

Arzneimittelabgabe
Mycoplasmen-Impfstoffabgabe
Genehmigt wird nicht ……………………….. 24 

Arzneimitteleinsatz I
Was tun?
Resistenzentwicklungen aus praktischer Sicht …………………………. 26

Presseerklärung
Rationale Therapie statt Gießkannenmedikation
in der Veterinärmedizin …………………… 29 

Arzneimitteleinsatz II
Arzneimitteleinsatz in Biolandbetrieben
Kommentierte Auszüge aus den Bioland-Richtlinien ………………………… 30 

Weitere Themen

Interview
Zuschuß für Arbeit statt Subvention für Raps ………………………. 35 

Vorstellung
Codex Veterinarius
Ethik-Leitlinien der TVT………………….. 37 

AGKT-Treffen
Photos vom Treffen in Görde…………….. 40 

Aus dem Netz
Hart am Wind
Surfenswerte Webseiten zu Ethologie und Tierhaltung ……………….. 41 

AGKT online
Email-Adressen …………………………….. 41 

Anzeigen ……………………………………. 42 

Kontaktadressen ……………………………. 43 

Ankündigung
AGKT-Treffen in Bretzfeld-Rappach ………………………….. 44

Veto 48

Was lange währt, währt immer länger

Hier ist sie endlich, die VETO 48. AbonennentInnen werden sich schon gefragt haben, ob sie überhaupt nochmal irgendwann eine VETO erhalten werden. Die Frage ist nicht unberechtigt. Der Zahn der Zeit nagt an der VETO, der Spagat zwischen einer inhaltlich immer besseren Zeitschrift, die immer noch die Dinge bringt, die ansonsten untergehen und der personell immer dünneren Decke von Leuten, die die VETO machen, zerreißt sie langsam aber sicher.

Es ist nicht das erste Mal, daß die VETO Probleme hat, und oft war nach der Redaktionssitzung die Stimmung gut, aber nach und nach häufen sich die Schwierigkeiten. Dabei sind es nicht die einzelnen Aspekte sondern es ist die Gemengelage, die die Arbeit zäh werden läßt und die wenigen, die das Projekt aktiv tragen, ermüdet. Diese sind obendrein meist in andere Aufgaben verstrickt, sei es Praxis, Uni-Job, ungesicherte Existenz, Familie etc..

In dieser Situation haben wir uns entschlossen, daß die VETO 50 die letzte VETO sein wird. Dies ist also der offizielle Beginn der Chronik eines angekündigten Abschieds. Diejenigen, die diesen Abschied verkünden, sind die gleichen, die sich lange gegen ihn gesträubt haben. Es sind die, die in den letzten Jahren die VETO gemacht haben. Und die diesen Schritt, aufzuhören mit der VETO nicht tun wollten. Denn die VETO ist nicht nur eine Zeitung, sie ist und war immer auch eine Klammer für die unterschiedlichen Menschen, die sich der AGKT zugehörig fühlten. Sie war auch der Zwang, Diskussionsprozesse zu Papier zu bringen und einer breiteren Kritik zu stellen. Aus den Auseinandersetzungen auf AGKT-Treffen wurden Artikel, die auf dem Niveau selten in der tiermedizinschen Literatur zu finden sind und oft den Diskussionsständen anderer Zirkel weit voraus.

Mit dem absehbaren Ende sind wir natürlich auch in die Diskussion eingestiegen, wie es denn weitergehen soll, an welcher Stelle sich die Meinungen und Diskussionsergebnisse jetzt festsetzen sollen. Die Diskussion ist angestoßen aber noch längst nicht zu einem Ziel gelangt. Konsens war allerdings, daß ohne die Möglichkeit der Publikation, die Diskussion rasch an Tempo und Tiefe verlieren wird, da diskutieren für uns keine zweckfreie Selbstbefriedigung ist. Der Ausdruck „Diskussionsstand“ beinhaltet, daß etwas irgendwo steht. Es wird wahrscheinlich nicht mehr in der VETO sein.

In dieser VETO wird nun wieder einiges an Diskussionsständen dokumentiert. Im ersten Teil finden sich mehrere Beiträge zum Lehren und Lernen, die nach Inkrafttreten der neuen TAppO an Aktualität nichts eingebüßt haben. Aber nicht nur das Thema Studium steht im Inhaltsverzeichnis. Auch die Weiterbildung, das vielgepriesene „lebenslange Lernen“ wird thematisiert. In fast allen Tierärztekammern des Landes wurde und wird an neuen Weiterbildungsordnungen gestrickt. Weiterbildung hat allerdings nicht nur mit hehrem Wissen und Können zu tun. Es geht dabei auch um die Erweiterung und Sicherung von Marktchancen.

Mit der Einrichtung eines PhD-Studienganges ist es der TiHo Hannover „gelungen“, die Postgraduiertenausbildung auf die Gesamtlehre anrechnen zu lassen, was die Zahl der Studierenden im Grundstudium verminderte. Auch dieser Weg ist sicherlich diskussionswürdig, rührt er doch an die alte Frage des Sinns und Unsinns von Zulassungsbeschränkungen. Auch dazu hat in vergangenen VETOs schon viel gestanden.

Der VETO-Schwerpunkt der Nr. 47 „Tierseuchen“ wird in dieser VETO mit drei Beiträgen fortgeführt, einer Fortführung der Geschichte der Tierseuchenbekämpfung in Europa, der Diskussion wirtschaftlicher Aspekte und der Mythenjagd.
Neben diesen Hauptteilen finden sich wieder diverse Beiträge zu klassischen AGKT-Themen (Berufspolitik, Verbraucherverhalten und Tierschutz).

Zum Schluß noch eine Bemerkung für die AbonnentInnen. Bei der Einziehung der Gelder gehen wir bis auf weiteres davon aus, daß mit der VETO 50 Schluß ist und werden keine darüberhinausgehenden Zahlungen einfordern. Diejenigen, die schon mehr gezahlt haben, bitten wir, dies als gute Tat zu verbuchen, da es uns vermutlich nicht möglich sein wird, diese Beträge zurückzuerstatten. Wir versichern allen, daß falls Gelder übrigbleiben sollten (was nicht wahrscheinlich ist), diese in die Arbeit der AGKT einfließen werden.

Nach so viel Ende ist es Zeit, mit der Lektüre anzufangen…

Die Redaktion

Inhaltsverzeichnis der Veto Nr. 48

Redaktionelles, Inhalt & Impressum ….. 2

Editorial ………….. 3 

Aus-, Fort- und Weiterbildung

Auf verschlungenen Wegen ins Gehirn 
Vom Lernen und wie die Lehre dabei helfen kann……….. 4 

Ohrenschmaus & Ohrengraus
Über die veterinärmedizinische Vorlesungslandschaft und Ansätze zur Verbesserung
… 8 

Ph.D.-Studium
Chancen für den wissenschaftlichen Nachwuchs verbessern …… 12 

Wie denn? Wo denn? Was denn?
FachtierärztInnen und Zusatzbezeichnungen [PDF]…….. 14 

Weiterbildung globalisiert
Entwicklungen im Fach Pathologie ………. 19 

Weiterbildung im „Ganzheitlichen Bereich“………………… 21 

Fort- und Weiterbildung im öffentlichen Dienst……………………….. 22 

Strukturelle Auswirkungen von Fortbildung…………………………….. 25 

Lifelong Learning
Tierärztliche Weiterbildung in England…………………………………….. 27 

Tierseuchen

Von der Rache der Götter zum Handelshemmnis
Tierseuchenbekämpfung unter geänderten Vorzeichen (Teil 2) ………….. 30 

It‘s all in the money
Zur wirtschaftlichen Bedeutung von Tierseuchen …………………………….. 32 

Die Tollwut und die Wut der Jäger………………………………. 36 

Verschiedene Themen

Leben und leben lassen
Koexistenz unter Tierärzten……………… 38 

SchummelEi
Untersuchung über den Einfluß objektiver Verbraucherinformation auf das Kaufverhalten bei Hühnereiern………….. 40 

Desire to go
Tierschutz und Schlittenhundesport ……..42 

Abenteuerreisen
AGKT-Treffen in Leipzig
von Natascha Arras 
(Autorangabe fehlt im Heft)…………….. 46 

Aus dem Netz
Hart am Wind
Aus-, Fort-, und Weiterbildung im Internet..49 

AGKT online
Email-Adressen ………………………………. 49 

Anzeigen ………………………………………. 50 

AGKT-Treffen in Bretzfeld…………………… 51
Kontaktadressen …………………………… 52 

Veto 50

Ein Viertel Jahrhundert AGKT und viele Vetos liegen hinter uns. Hier die Nummer 50 – endlich!

Einige Anläufe und langes Warten hat es gekostet und nun zu letzt noch einen sonnig-stürmischen, langen Sonntag in Ostfriesland.

Wir alle verbinden eine wichtige Zeit unseres Lebens mit der AGKT, viele immer noch bestehende Freundschaften sind in ihrem Rahmen entstanden. Gemeinsame Gedanken, Diskussionen, Aktivitäten von Demonstration bis Seminar und Party verbinden uns. Impulse aus der AGKT beeinflussen unser berufliches Leben noch immer. Etwa im täglich kritischen Umgang mit Lebensmitteln. In der Sensibilität für das Thema artgerechte Tierhaltung auch in der Kleintierpraxis, wenn es um Omas fetten Dackel oder die haarsträubende Knasthaltung von Heimtieren geht.

Nicht wenige haben die Themen hauptberuflich umgesetzt: ProfessorInnen für die ökologische Tierhaltung, AmtstierärztInnen im Tierschutz, TierärztInnen für Akupunktur, Homöopathie und biologische Tiermedizin. Die anderen binden AGKT-Themen in ihrem Arbeitsalltag ein.

Die AGKT hat die Augen geöffnet für Argumente jenseits des mainstreams und das auf facettenreiche Weise: Arzneimitteleinsatz in der Nutztierhaltung, „Verheißungen“ der Gentechnologie, Kampfhunddiskussion, Exotenhaltung, um nur ein paar Stichpunkte aufzuzeigen.

Grossartig noch immer unsere Treffen, zuletzt bei Ute im Mai 2006 in Ballenhausen und im Sommer 2007 dann bei Vio in Reichshof.

Mittlerweile kommen wir aus den unterschiedlichsten Arbeitszusammenhängen und haben uns doch viel zu sagen und zu geben. Einerseits ist es gut, die Meinung der anderen zu hören, z.B. im Streit um Vogelgrippe- Bekämpfungsmaßnahmen, anderseits die stärkende Gruppe Gleichgesinnter zu erleben.

Dies ist die 50te und letzte Veto. Ein Rückblick auf die Plattform der Veto 0 eröffnet unsere Schlussausgabe. Es folgen Artikel zur Entwicklung der Themen Tierschutz und Tierhaltung sowie Agrarökologie innerhalb der AGKT. Ergänzt durch Zusammenstellungen unserer Seminare, Sonderveröffentlichungen, Treffen und Fahrten. Eingerahmt durch ein „best of “ – der eingesandten Fotos!

Dazu kommen Artikel aus den Bereichen Patentierung von Leben, Arthrosen im Pferdesport und Betäubung von Schlachttieren. Diese Artikel wurden schon vor einiger Zeit geschrieben, was den Informationsgehalt aber nicht schmälert, auch wenn aktuelle Bezüge zu den Themen ergänzt werden könnten.

Die Veto wird es als Informationsorgan nicht mehr geben. Zu groß war die Anstrengung und zu eingespannt die potentiellen AutorInnen und RedakteurInnen, um ein regelmäßiges Erscheinen zu gewährleisten.

Als gedrucktes Medium ist die Veto ohnehin zu schwerfällig geworden und der informelle Austausch zu aktuellen Themen und Ankündigungen findet schon lange in unserem Internetforum agkt@yahoogroups.com statt. Wer in diesem Verteiler noch nicht gelistet ist kann sich bei http://de.groups.yahoo.com/group/agkt anmelden.

Unsere grossartigen Fotos können ebenfalls auf der AGKT Homepage http://www.agkt.de/veto/ bewundert werden.

Wittmund im Wind,

Jan, Matthias, Carmen

Inhaltsverzeichnis der Veto 50

Inhalt & Impressum …………………………….. 2

Editorial……………………………………………… 3

Die Plattform der AGKT

Wie alles anfing…………………………………… 4

EIERLEGENDEWOLLMILCHSAU …………… 6

Agrarökologie

Agrarökologie in der AGKT …………………. 8

Warum ein AK Ökologische Landwirtschaft in der AG Kritische Tiermedizin ? ………………….. 14

Exkursionen der AGKT ………………………. 14

Seminare der AGKT…………………………….. 18

Veröffentlichungen der AGKT ………………. 19

Im Spiegel der Vetos der letzten 25 Jahre

Tierschutz und Tierhaltung in der AGKT .. 20

Liste der Veto-Beiträge zu Tierschutz und Tierhaltung …………………… 24

Patente auf Leben

Ein Ausblick……………………………………….. 28

Alle AGKT-Treffen ……………………………… 35

Pferde

Nutzungsbedingte Lahmheiten bei Reitpferden……………………………………. 36

Schlachtung

BSE, Bolzenschußbetäubung und der sogenannte Rückenmarkszerstörer…………. 42

AGKT digital ……………………………………… 45

Photoalbum ………………………………………… 46